Wenn es um Ernährungsfragen geht, empfehlen medizinische Experten in der Regel, eher zu fettarmen Produkten zu greifen, um die Gesundheit zu fördern. Forschungen, die in Europas führender Zeitschrift für Reproduktionsmedizin, Human Reproduction, veröffentlicht wurden, zeigen jedoch, dass dies nicht immer positive Auswirkungen hat. Tatsächlich haben Wissenschaftler festgestellt, dass der Konsum von Vollmilch und der Verzehr von Eis für Frauen, die schwanger werden möchten, besser zu sein scheint, als eine Ernährung, die aus fettarmen Milchprodukten wie Magermilch und Joghurt besteht.
Fettarme Milchprodukte erhöhen das Risiko für anovulatorische Unfruchtbarkeit
Die Frage zu klären, welche Auswirkungen Milchprodukte auf die Fruchtbarkeit haben, ist laut den Forschern sehr wichtig, da Ernährungsexperten meist fettarme Milchprodukte empfehlen. Dies erweist sich in vielen Fällen als gesünder, allerdings könnte diese Strategie für Frauen, die ein Baby planen, kontraproduktiv sein, da sich laut den Untersuchungen das Risiko für anovulatorische Unfruchtbarkeit steigt. Bei Frauen, die unter Anovulation leiden, findet kein Eisprung statt, weswegen keine Eizelle befruchtet werden kann.
In ihrer prospektiven Studie identifizierten amerikanische Forscher 18.555 Frauen im Alter zwischen 24 und 42 Jahren ohne eine Vorgeschichte von Unfruchtbarkeit, die zwischen 1991 und 1999 versucht hatten, schwanger zu werden oder schwanger wurden. Die Frauen waren Teil einer viel größeren Studie von 116.000 Frauen in The Nurses‘ Health Study II. Alle zwei Jahre füllten die Frauen einen Fragebogen aus, in dem sie gefragt wurden, ob sie seit mehr als einem Jahr erfolglos versucht hatten, schwanger zu werden, und was die Ursache dafür war, dass sie nicht schwanger werden konnten. Die Frauen gaben auch Auskunft darüber, wie oft sie bestimmte Lebensmittel und Getränke im Durchschnitt im vergangenen Jahr konsumiert hatten. In den acht Jahren berichteten 438 gesunde Frauen über Unfruchtbarkeit aufgrund einer Ovulationsstörung.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Frauen, die täglich zwei oder mehr Portionen fettarme Milchprodukte zu sich nahmen, ihr Risiko für eisprungbedingte Unfruchtbarkeit um mehr als 85 Prozent erhöhten, verglichen mit Frauen, die weniger als eine Portion fettarme Milchprodukte zu sich nahmen. Wenn Frauen hingegen täglich mindestens eine Portion fettreiche Milchprodukte konsumierten, konnten sie ihr Risiko für anovulatorische Unfruchtbarkeit um mehr als 27 Prozent reduzieren im Vergleich zu Frauen, die eine oder weniger fettreiche Milchprodukte pro Woche zu sich nahmen.
Die Aufnahme von Milchprodukten insgesamt war nicht mit dem Risiko einer anovulatorischen Unfruchtbarkeit verbunden, aber wenn die fettarmen und fettreichen Lebensmittel getrennt betrachtet wurden, fanden die Forscher einen positiven Zusammenhang zwischen der Aufnahme von fettarmen Milchprodukten über fünf Portionen pro Woche und dem Risiko einer anovulatorischen Unfruchtbarkeit sowie eine umgekehrte Assoziation zwischen der Aufnahme von fettreicher Milchnahrung und dem Risiko, diesen Zustand zu entwickeln.
Je mehr Eis, desto besser
Eine weitere Analyse der Ergebnisse, bei denen bestimmte Lebensmittel untersucht wurden, zeigte, dass eine zusätzliche Portion eines fettarmen Milchprodukts wie Joghurt das Risiko einer anovulatorischen Unfruchtbarkeit um 11 Prozent zu erhöhen schien, wenn die tägliche Gesamtkalorienaufnahme gleich blieb. Im Gegensatz dazu war eine zusätzliche tägliche Portion einer fettreichen Milchnahrung wie Vollmilch mit einem um 22 Prozent geringeren Risiko verbunden (bei unveränderter Kalorienzufuhr). Die Studie zeigte, dass je mehr Eis die Frauen aßen, desto geringer war ihr Risiko, sodass eine Frau, die zwei- oder öfter pro Woche Eis aß, ein um 38 Prozent geringeres Risiko hatte als eine Frau, die weniger als einmal pro Woche zu der Leckerei griff.
Die Forscher glauben, dass das Vorhandensein einer fettlöslichen Substanz, die die Funktion der Eierstöcke verbessert, das geringere Risiko einer Unfruchtbarkeit durch fettreiche Milchprodukte erklären könnte. Die Aufnahme von Milchfett oder einer fettlöslichen Substanz, die in Milchprodukten enthalten ist, kann teilweise den umgekehrten Zusammenhang zwischen fettreichen Milchprodukten und anovulatorischer Unfruchtbarkeit erklären.
Frühere Studien deuteten darauf hin, dass Laktose (ein in Milch enthaltener Zucker) mit anovulatorischer Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht werden könnte, aber diese fand weder einen positiven noch einen negativen Zusammenhang dafür, und es gab auch keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Kalzium, Phosphor oder Vitamin D und anovulatorischer Unfruchtbarkeit.