Eine Infektion mit COVID-19 stellt Menschen immer noch vor große Herausforderungen. Tatsächlich kann das Virus die Gesundheit auf vielfältige Weise beeinträchtigen. Neben grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Husten, Atembeschwerden und allgemeine Schwäche können vor allem Risikogruppen ernsthafte Komplikationen erleiden. Für viele stellt sich zudem die Frage, ob das Coronavirus sowie eine Anti-SARS-CoV-2-Impfung Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat. Zahlreiche Forschungen haben sich bereits mit diesem Thema befasst.
Eine große internationale Studie hat die Ergebnisse einer früheren US-Studie bestätigt, welche die COVID-19-Impfung mit einer durchschnittlichen Verlängerung der Menstruationszykluslänge von weniger als einen Tag in Verbindung brachte. Die neue Studie wurde von den National Institutes of Health finanziert und umfasste Daten von fast 20.000 Menschen aus Kanada, dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten, Europa und anderen Teilen der Welt, die einen von neun verschiedenen Impfstoffen erhalten hatten. Bei den meisten Studienteilnehmern klang der Anstieg im Zyklus nach der Impfung ab.
Eine Änderung der Zykluslänge von weniger als acht Tagen wird als innerhalb der normalen Schwankungsbreite betrachtet. Obwohl kleine Veränderungen des Zyklus für Gesundheitsexperten kein Grund zur Besorgnis sind, könnten diese Informationen für Frauen, die davon betroffen sind, alarmierend sein und zu einer Impfskepsis beitragen.
Aktuelle Forschungen
Die Forscher analysierten anonymisierte Daten aus der Fruchtbarkeits-Tracking-App Natural Cycles. Die Nutzerinnen der App stellten Informationen in Hinblick auf Temperatur und Menstruationszyklen zur Verfügung. Sie hatten auch die Möglichkeit, der Verwendung ihrer anonymisierten Daten für Forschungszwecke zuzustimmen. Die weltweite Einführung von COVID-19-Impfstoffen ermöglichte es den Studienautoren, ihre ursprüngliche Studie an Menschen in den Vereinigten Staaten zu erweitern. Die Studie umfasste Daten von Teilnehmerinnen aus der ganzen Welt, aber die meisten kamen aus dem Vereinigten Königreich (32 %), den Vereinigten Staaten und Kanada (29 %) und Europa (34 %). Zusätzlich zu den mRNA-Impfstoffen (Pfizer-BioNTech und Moderna) erhielten die Teilnehmerinnen COVID-19-Impfstoffe aus gentechnisch veränderten Viren (AstraZeneca, Covishield, Janssen/Johnson & Johnson und Sputnik) und inaktivierten Viren (Covaxin, Sinopharm, und Sinovac).
Insgesamt nahmen 19.622 Personen teil. Davon waren 14.936 geimpft und 4.686 nicht. Die Forscher analysierten Daten von mindestens drei aufeinanderfolgenden Zyklen vor der Impfung und mindestens einem Zyklus danach. Daten von mindestens vier aufeinanderfolgenden Zyklen wurden über ein ähnliches Zeitintervall für ungeimpfte Teilnehmer analysiert.
COVID-Impfstoffe wirken sich auf den Menstruationszyklus aus, wenn auch nur gering
Im Durchschnitt erlebten Geimpfte in jedem Zyklus, in dem sie geimpft wurden, eine Zunahme von weniger als einen Tag: eine Zunahme um 0,71 Tage nach der ersten Dosis und eine Zunahme um 0,56 Tage nach der zweiten Dosis. Teilnehmerinnen, die beide Dosen in einem einzigen Zyklus erhielten, erlebten eine Verlängerung der Zykluslänge um 3,91 Tage. Nach der Impfung verlängerte sich die Zyklusdauer im Vergleich zu nicht geimpften Teilnehmerinnen um nur 0,02 Tage bei Personen, die eine Dosis pro Zyklus erhielten, und um 0,85 Tage bei Personen, die zwei Dosen in einem Zyklus bekamen. Änderungen der Zykluslänge unterschieden sich nicht je nach Art des erhaltenen Impfstoffs.
Von den insgesamt 1.342 Probandinnen kam es zu einer Veränderung der Zykluslänge um acht oder mehr Tage, was 6,2 % der geimpften Personen und 5,0 % der nicht geimpften Personen entspricht. Frauen, die jünger waren und vor der Impfung eine längere Zyklusdauer hatten, erfuhren mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Zunahme.
Obwohl die Veränderungen des Menstruationszyklus nach der Impfung deutlich wurden, waren die Unterschiede geringfügig und verschwanden im nächsten Zyklus nach der Impfung. Dennoch sind weitere Forschungen nötig, um diesen Zusammenhang näher zu beleuchten, und um andere Änderungen wie unerwartete vaginale Blutungen und Schmerzen während der Menstruation zu untersuchen, sowie jene Faktoren zu ermitteln, die zu diesen Veränderungen führen könnten.