Eine testikuläre Sarkoidose, eine entzündliche Erkrankung der Hoden, wird als Ursache für männliche Unfruchtbarkeit in Betracht gezogen. Aber worum genau handelt es sich bei dieser seltenen Krankheit?
Was versteht man unter testikulärer Sarkoidose?
Sarkoidose, auch beknannt als Morbus Boeck oder Morbus Schaumann-Besnier, betrifft nur etwa 1 von 10.000 Menschen. Dabei handelt es sich um eine seltene, chronisch-entzündliche Erkrankung, die häufig sowohl die Hoden als auch die Nebenhoden befällt. Dabei bilden sich anormale Knötchen – sogenannte Granulome – in verschiedenen Körperorganen, meistens in der Lunge. Testikuläre Sarkoidose wird durch diese Krankheit verursacht. Dabei kommt es zu einem Wachstum von Granulomen in den Hoden.
Bei Personen, die an einer Sarkoidose leiden, ist Unfruchtbarkeit eine Folge der Zerstörung der Blutgefäße in den Hoden. Dadurch sind betroffene Männer nicht in der Lage, genügend Spermien zu produzieren. Unbehandelt kann die Krankheit fortschreiten und die Symptome können sich verschlimmern oder weiterentwickeln, wobei häufig andere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden, die von Sarkoidose betroffen sind. In einer Studie mit 60 Patienten, die unter einer testiukulären Sarkoidose litten, betrafen diese entzündlichen Erkrankungen in 73 Prozent der Fälle die Nebenhoden, in 47 Prozent die Hoden, in acht Prozent den Samenstrang, und in drei Prozent die Prostata.
Mögliche Ursachen
Dieser Zustand tritt typischerweise bei jungen Männern und bei Männern bis zum 40. Lebensjahr auf. Die Erkrankung hat keine einzige direkte Ursache, und die Risikofaktoren sind unbekannt, es wird jedoch angenommen, dass Genetik, Infektionen oder Verletzungen der Hoden eine Rolle spielen können. Bestimmte Faktoren wurden als Ursache für eine Sarkoidose der Hoden in Betracht gezogen, wie Subtypen des menschlichen Leukozytenantigens und Infektionserreger, einschließlich Mycobacterium tuberculosis und des menschlichen Herpesvirus (Subtyp 8). Ein endgültiger Zusammenhang muss jedoch noch durch Studien nachgewiesen werden.
Anzeichen und Symptome
Die Anzeichen einer Hodensarkoidose können vielen häufigen urologischen Erkrankungen ähneln, und obwohl Sarkoidose eine gutartige entzündliche Erkrankung ist, kann sie oft Symptome aufweisen, die bösartige oder infektiöse Erkrankungen des Urogenitalsystems nachahmen. Dies führt häufig zu einer falschen Diagnose und den unnötigen Einsatz von Medikamenten oder chirurgischen Eingriffen. Die Sarkoidose verläuft in den meisten Fällen asymptomatisch. Allgemeine Symptome können jedoch Atemnot, Husten, Brustschmerzen und Gewichtsverlust beinhalten. In Bezug auf die Hodensarkoidose, die nach wie vor ein seltener Phänotyp der Krankheit ist, können Männer asymptomatisch sein oder die offensichtlichsten Anzeichen eines Knotens an einem der beiden Hoden aufweisen, welcher Schmerzen oder Beschwerden verursachen kann. Unfruchtbarkeit ist ebenfalls möglich. Sie tritt als Folge der Auswirkungen auf die Blutgefäße in den Hoden auf.
Wie eine Zusammenstellung von Forschungsergebnissen ergab, tritt eine „Sarkoidose der Nebenhoden, die am häufigsten befallene Region der Sarkoidose, normalerweise einseitig auf und verursacht keine Schmerzen, obwohl auch bilaterale Granulome vorhanden sein können. Obwohl sich diese Knoten häufig mithilfe einer Steroidbehandlung zurückbilden, können sich die Läsionen auch entwickeln oder während der Steroidbehandlung fortschreiten.“
Eine Sarkoidose kann sich auch auf andere Weise zeigen, z.B. durch Granulome des Samenleiters oder der Skrotalhaut (Haut des Hodensacks), jedoch sind diese Symptome noch seltener, und über Sarkoidose an diesen Stellen ist wenig bekannt.
Wie wird eine testikuläre Sarkoidose diagnostiziert?
Aufgrund der Seltenheit dieser Krankheit und der Ähnlichkeit mit anderen urologischen Erkrankungen und Risiken, ist es schwierig, eine Hodensarkoidose zu diagnostizieren. Meist kann dies nur über das Ausschlussverfahren erfolgen. Neben einer eingehenden körperlichen Untersuchung verwenden Ärzte eine Vielzahl von Labortests, um festzustellen, ob eine Hodensarkoidose ein Problem darstellen könnte. Ultraschall zur Vergrößerung und/oder Heterogenität des Nebenhodens, Bluttests und MRTs des Nebenhodengewebes sind mögliche Verfahren, mit denen Ärzte ihre Diagnosebemühungen vorantreiben können, wenn sie nach Anomalien suchen, die auf eine testikuläre Sarkoidose hinweisen können.
Behandlungsmöglichkeiten
Wenn kein Krebs im Körper vorhanden ist (in mehreren Fällen wurden gleichzeitig Hodenkrebs und Sarkoidose nachgewiesen, und eine Überprüfung der veröffentlichten Fälle aus dem Jahr 1998 ergab 49 gemeldete Patienten mit Hodenmalignomen und Sarkoidose), kann die Einnahme von Steroiden eine Option sein, um das Wachstum der Granulome zu stoppen. Wenn sich der Krebs jedoch außerhalb der Hoden ausgebreitet hat, reicht diese Art der Behandlung möglicherweise nicht aus, um die Erkrankung aufzuhalten, und eine Operation ist oft erforderlich, wenn ein Knoten an einem oder beiden Hoden vorhanden ist. In vielen Fällen können Patienten jedoch nicht operiert werden, weil die beiden Erkrankungen fortgeschritten sind.
Aufgrund ihrer Seltenheit, ist eine Hodenbeteiligung bei Sarkoidose schwer zu behandeln. Es gibt Einschränkungen bei der Therapie, die über Kortikosteroide hinausgeht, obwohl eine Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) häufig bevorzugt wird. Da es schwierig ist, von malignen Erkrankungen und Infektionen zu unterscheiden, können diese Diagnosearten manchmal eine vollständige Entfernung des Hodens erfordern, um eine anatomische Untersuchung der Zellen und Gewebe zu ermöglichen. Dieser Ansatz kann je nach Schwere der Sarkoidose zu Hypogonadismus führen, und die Fertilität des Mannes beeinträchtigen.
Während die Hodensarkoidose letztendlich zu Unfruchtbarkeit bei betroffenen Patienten führen kann, sollten sich Männer klar machen, dass diese Erkrankung derart selten ist, dass in den meisten Fällen andere Ursachen für die Fruchtbarkeitsprobleme vorliegen. Zu wissen, wie sich eine Sarkoidose entwickelt und präsentiert, kann Forschern und Medizinern helfen, die Erkrankung weiter zu untersuchen, um bessere Diagnoseverfahren und Behandlungsmöglichkeiten für die Zukunft zu entwickeln.