Für manche Frauen gestaltet es sich schwierig, schwanger zu werden. Oft sind zusätzliche Maßnahmen wie Medikamente nötig, um die Fruchtbarkeit anzuregen. Diese Präparate enthalten in der Regel hohe Dosen an Sexualhormonen, die nicht nur die Produktion weiblicher Eizellen, sondern auch das Wachstum von Brustgewebe anregen.
Das Wachstum von Brustgewebe bringt oft das Risiko mit sich, dass dieses Gewebe krebsartig wird. Neueste Studien zeigen jedoch, dass bei Frauen, die fruchtbarkeitsfördernde Medikamente einsetzen, kein erhöhtes Brustkrebsrisiko besteht.
Was sind fruchtbarkeitsfördernde Präparate?
Es gibt verschiedene Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit, wie etwa das Ausbleiben des Eisprungs. In diesem Fall können Hormonpräparate helfen. Diese sollen die Produktion von Hormonen wie dem follikelstimulierenden Hormon und dem luteinisierenden Hormon anregen, die eine entscheidende Rolle beim Eisprung spielen.
Selbst bei Frauen, die andere Methoden wie eine In-Vitro-Befruchtung in Betracht ziehen, sind Medikamente bzw. Hormone wichtig, damit gezielt die Reifung von Follikeln im Eierstock stimuliert wird, und die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vorbereitet wird.
Aufgrund ihrer Zusammensetzung haben bestimmte Hormonpräparate jedoch auch Auswirkungen auf andere Körperbereiche. Ganz oben auf der Liste steht hier das Brustgewebe. Jene Hormone, die für den Eisprung zuständig sind, unterstützen auch das Wachstum und die Ausbildung des Brustgewebes. Aus diesem Grund stellen Frauen, die sich einer IVF unterziehen, oft fest, dass ihre Hüften breiter werden, die Brüste wachsen und das Körpergewicht insgesamt etwas zunimmt. Eine künstliche Befruchtung ist daher in gewisser Weise eine Fahrt ins Ungewisse. Diese Ungewissheit bringt viel Anspannung und Stress mit sich.
Besteht für Frauen bei einer künstlichen Befruchtung ein erhöhtes Brustkrebsrisiko?
Brustgewebe reagiert empfindlich auf Östrogen. Aus diesem Grund wurden in der Wissenschaft Bedenken laut, ob ein Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeit und Brustkrebs besteht. Studien haben jedoch gezeigt, dass Frauen, die Hormonpräparate einnehmen, im Vergleich zu jenen, die davon nicht Gebrauch machen, kein erhöhtes Brustkrebsrisiko zeigen.
Es soll betont werden, dass in früherer Zeit viele Studien die These aufstellten, dass der Einsatz von Medikamenten gegen Unfruchtbarkeit die Krebsentwicklung begünstigen würde. Schließlich seien Präparate, die bei einer In-Vitro-Befruchtung eingesetzt werden, stark hormonhaltig. Eine Kinderwunschbehandlung ist für die meisten Frauen belastend genug, deshalb stellt es eine enorme Erleichterung dar, zu wissen, dass diese Behandlungsform nicht das Risiko für die Entstehung von Brustkrebs erhöht.
Eine am King’s College in London durchgeführte und veröffentlichte wissenschaftliche Studie namens Fertility and Sterility widerlegte diesen behaupteten Zusammenhang. Das Forschungsteam untersuchte die Daten von über 1,8 Millionen Frauen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen. Sie berücksichtigten dabei auch Kohortenstudien, in denen von Brusttumoren bei Frauen durch eierstockanregende Medikamente berichtet wurde.
Die Forscher verglichen anschließend die Häufigkeit von Brustkrebs bei Frauen, die Fruchtbarkeitsmedikamente einnahmen mit der Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung. Die Ergebnisse zeigten, dass es keine deutlich höhere Häufigkeit von Brusttumoren bei Frauen gab, die solche Präparate anwendeten.
Wodurch erhöht sich das Brustkrebsrisiko?
In-Vitro-Befruchtung (IVF) und Hormonpräparate erhöhen laut Forschern also das Brustkrebsrisiko nicht. Es gibt jedoch Faktoren, die bei Frauen die Gefahr für die Entstehung von Tumoren in der Brust erhöhen:
- Fortgeschrittenes Alter: Frauen über 50 sind besonders betroffen
- Genetische Mutationen
- Dichte Brüste, da diese mehr Bindegewebe als funktionales Gewebe aufweisen
- Erbliche Vorbelastung durch Brustkrebs
- Häufige Bestrahlungstherapien
- Fettleibigkeit oder Übergewicht nach der Menopause
- Alkoholkonsum
Einige dieser Risikofaktoren lassen sich minimieren, andere jedoch nicht. Frauen sollten daher aktiv präventive Schritte einleiten. Es ist durchaus möglich, dass bei einer Frau, die sich einer künstlichen Befruchtung unterzieht, sonstige Risikofaktoren vorliegen, die mit Hormonpräparaten nichts zu tun haben. Die meisten Frauen, die sich solchen Behandlungen unterziehen, sind über 32 und waren noch nie schwanger, was schon für sich genommen einen Risikofaktor für Brustkrebs darstellt. Deswegen kann sich bei Frauen, wenn sie sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, ein Brusttumor bilden, der mit anderen Risikofaktoren, nicht aber notwendigerweise mit den Medikamenten, die zur Förderung der Fertilität eingesetzt werden, selbst zusammenhängt.
Alle Frauen, unabhängig davon, ob sie fruchtbarkeitsfördernde Medikamente erhalten oder nicht, laufen gleichermaßen Gefahr, an Brustkrebs zu erkranken. Wird sie rechtzeitig erkannt, ist die Erkrankung jedoch gut behandelbar. Unabhängig von ihrem Alter, sollten sich Frauen regelmäßig untersuchen lassen, vor allem die jährliche Brustuntersuchung beim Frauenarzt ist extrem wichtig. Auch die regelmäßige Selbstabtastung der Oberweite kann Hinweise auf Veränderungen der Brust geben. Ab dem 40. Lebensjahr empfiehlt sich zweimal jährlich eine Mammographie, bei Risikogruppen schon früher.