Diabetes kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Sowohl Frauen als auch Männer können von dieser Stoffwechselerkrankung betroffen sein, und neben vielen anderen Symptomen, sowohl Empfängnis- als auch Zeugungsprobleme erleiden.
Diabetes und Fruchtbarkeit bei Männern
Männer, die Diabetiker sind, haben im Allgemeinen einen höheren Blutzuckerspiegel (zu viel Glukose im Blut). Glukose wird durch Insulin gesteuert, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Diabetiker stellen in der Regel nur sehr wenig oder gar kein Insulin her. Infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel. Der Zucker geht dann in die Blase über. Diabetes kann bei Männern auf folgende Weise zu Unfruchtbarkeit führen:
- Beeinflusst kleine Blutgefäße und senkt den Testosteronspiegel, was zu einer erektilen Dysfunktion führt
- Schwächt Sexualtrieb durch Senkung des Testosteronspiegels
- Reduziert das Volumen des Ejakulats oder verhindert die Ejakulation insgesamt, da die Empfindlichkeit der Nerven, die diese steuern, abnimmt
- Verursacht eine retrograde Ejakulation, bei der ein Teil oder das gesamte Sperma einer Ejakulation in die Blase gelangt, und nicht in die Spitze des Penis
Studien haben gezeigt, dass diabetische Männer weniger Spermien aufweisen. Ein höherer Blutzuckerspiegel verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Zeugung erfolgreich ist.
Laut einer in Irland durchgeführten Studie besteht ein Zusammenhang zwischen Zuckerkrankheit und männlicher Unfruchtbarkeit. Diese Forschungen zeigen, dass Stoffwechselerkrankungen die Samenzellen nachteilig beeinflussen, indem sie zu genetischen Veränderungen in der DNA und RNA führen. Es wurde ferner der Schluss gezogen, dass diese Veränderungen zu Fehlgeburten, Krebs und Geburtsfehlern beitragen können, falls die Zeugung erfolgreich ist. Die Schädigung der Fortpflanzungszellen wurde als irreversibel eingestuft.
Darüber hinaus wurde festgestellt, dass ein hoher Blutzuckerspiegel bei Männern die in den Spermien gefundene DNA aufgrund der Akkumulation fortgeschrittener Glykationsendprodukte oder AGEs schädigt. Dies sind unmodifizierte Zuckermoleküle, die Fetten und Proteinen zugesetzt werden, die normalerweise durch Enzyme im Fortpflanzungstrakt reguliert werden. AGEs können jedoch das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen. Wenn Männer einen hohen Blutzuckerspiegel haben, ist die Anhäufung von AGEs übermäßig hoch.
Leider können AGEs auch das normale Erscheinungsbild, und die normale Funktion von Proteinen beeinträchtigen. Wenn die DNA durch zu viele AGEs geschädigt wird, können Fortpflanzungsstörungen auftreten.
Diabetes und Fruchtbarkeit bei Frauen
Nicht nur Männer können Fruchtbarkeitsprobleme aufgrund von Diabetes erleiden. Auch Frauen können betroffen sein. Die folgenden gesundheitlichen Störungen sind bei diabetischen Frauen möglich:
- Endometriumkarzinom: Diese Krankheit wird auch als Gebärmutterhalskrebs bezeichnet, und tritt häufiger bei diabetischen Frauen auf, insbesondere wenn sie zusätzlich am polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) leiden. Wenn der Krebs nicht früh genug diagnostiziert und behandelt wird, kann es zu Fruchtbarkeitsproblemen kommen.
- Mikrovaskuläre und kardiovaskuläre Komplikationen: Diabetikerinnen leiden häufiger an mikrovaskulären und kardiovaskulären Komplikationen wie Neuropathie, Nephropathie und Retinopathie. Diese Komplikationen können die Fruchtbarkeit verringern.
- Oligomenorrhoe und sekundäre Amenorrhoe: Oligomenorrhoe ist eine Erkrankung, die zu einer unregelmäßigen Menstruation führt. Zyklen, die 35 Tage oder länger dauern, gelten als unregelmäßig. Sekundäre Amenorrhoe ist eine Störung, die durch das Ausbleiben der Periode für sechs Monate oder länger nach zuvor regulären Menstruationszyklen gekennzeichnet ist. Diabetikerinnen haben ein höheres Risiko, davon betroffen zu sein.
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Dabei handelt es sich um eine häufige Erkrankung, die zur Entwicklung von Zysten in den Eierstöcken führt, wodurch die Fertilität herabgesetzt wird. Frauen mit PCOS haben meist auch einen höheren Testosteronspiegel und ein höheres Risiko für unregelmäßige Monatsblutungen (Oligomenorrhoe) oder ausbleibende Perioden (sekundäre Amenorrhoe). Änderungen im Lebensstil oder der Einsatz rezeptpflichtiger Medikamente können die Chancen auf eine Empfängnis erhöhen. PCOS tritt häufig bei diabetischen Frauen und bei übergewichtigen Frauen auf. Ein tägliches Erhöhen der vorgeschriebenen Insulinmengen kann das Risiko für die Erkrankung ebenfalls erhöhen.
- Vorzeitige Menopause: Dieser Zustand wird auch als vorzeitiges Ovarialversagen bezeichnet und tritt auf, wenn Frauen unter 40 keine Periode mehr haben oder diese nur unregelmäßig einsetzt. Diabetikerinnen haben ein höheres Risiko für eine vorzeitige Menopause.
Größere Risiken für Mutter und Kind
Es ist wichtig, zu erwähnen, dass Frauen mit Diabetes nicht automatisch Fruchtbarkeitsprobleme haben müssen. Wenn die Krankheit engmaschig überwacht und gut eingesellt ist, sind die Chancen auf eine normale, gesunde Schwangerschaft höher. Daher ist es wichtig, dass Diabetikerinnen mit Kinderwunsch vorab mit ihrem Arzt sprechen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Dennoch können Risiken für Mutter und Kind bestehen, auch wenn die Einnistung des Embryos erfolgreich ist. Schäden an den embryonalen Zellen durch zu hohe Glukosespiegel im Blut erhöhen das Risiko von Geburtsfehlern und die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts. Auch das Risiko, Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, steigt.
Während mit hohen Glukosespiegeln Fruchtbarkeitsrisiken verbunden sind, werden diese Risiken durch die einfache Kontrolle Ihrer Glukosespiegel erheblich reduziert und gleichzeitig die Chancen auf eine sichere Schwangerschaft erhöht. Es ist ratsam, den Glukosespiegel mehrere Monate lang stabil zu halten, bevor Sie versuchen, schwanger zu werden. Ärzte raten Frauen dringend, Folgendes zu tun, wenn sie eine Schwangerschaft planen:
- Halten Sie Ihr Gewicht auf einem normalen Niveau oder reduzieren Sie es, um dieses Niveau zu erreichen. Übergewicht macht es schwieriger, den Glukosespiegel zu kontrollieren.
- IhreA1C-Werte sollten vor der Schwangerschaft unter 6,5 sein. A1C ist eine Blutuntersuchung, bei der der Blutzuckerspiegel der letzten drei Monaten gemessen wird.
- Behalten Sie drei bis sechs Monate eine gute Kontrolle über den täglichen Zuckergehalt bei, um Ihren Körper auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Je länger der Zeitraum, desto besser.
Behandlungsmöglichkeiten für Männer und Frauen
Sowohl für Männer als auch für Frauen mit Diabetes gibt es Mittel und Wege, um die Fruchtbarkeit zu verbessern. Für Männer stehen folgende Optionen zur Verfügung:
- Medikamente gegen erektile Dysfunktion
- Kräuterergänzungsmittel oder selektive Östrogenrezeptormodule zur Steigerung des Sexualtriebs und des Testosteronspiegels
- Alpha-Agonisten oder rezeptfreie Erkältungsmedikamente zur Verbesserung des normalen Ejakulationsflusses
- Gesunde, ausgewogene Ernährung, Stressabbau und Bewegung zur Förderung einer besseren Gesundheit
Bei Frauen können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Metformin
- Gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung
- Nahrungsergänzungsmittel
- Künstliche Befruchtungsmaßnahmen wie eine In-vitro-Fertilisation
Diabetes muss die Fortpflanzungsfähigkeit nicht zwangsläufig beeinträchtigen. Paare, die ihre Krankheit gut unter Kontrolle haben, und alle möglichen Maßnahmen ergreifen, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten, erhöhen ihre Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis.