Primäre Ovarialinsuffizienz liegt dann vor, wenn die Eierstöcke nicht mehr ausreichend Östrogen oder zu wenige fruchtbare Eizellen produzieren.
Diese Störung wird auch als vorzeitiges Eierstockversagen oder vorzeitige Wechseljahre definiert, wobei primäre Ovarialinsuffizienz der in der Medizin gängige Ausdruck ist, da andere Begriffe dieser Krankheit, von der meist Frauen unter 40 betroffen sind, nicht gerecht werden. Bei Frauen ab 40 zeigt sich zwar von Natur aus ein Rückgang der Östrogenproduktion, die Symptome bei einer primären Ovarialinsuffizienz können jedoch bereits im Jugendalter oder mit Anfang 30 auftreten.
Auch wenn diese Störung die Fruchtbarkeit massiv beeinträchtigt, können manche Frauen überraschenderweise dennoch schwanger werden, und bekommen weiterhin Monat für Monat ihre Regelblutung. Bei einigen Frauen ist es durchaus möglich, dass sie an primärer Ovarialinsuffizienz leiden, ohne es überhaupt zu bemerken.
Ursachen primärer Ovarialinsuffizienz
Die genauen Ursachen dieser Störung sind zwar weitgehend unbekannt, Forscher arbeiten jedoch weiterhin daran, diesen Zustand besser zu verstehen. Es wurde festgestellt, dass eine primäre Ovarialinsuffizienz durch jede beliebige Ursache entstehen kann, die die Anzahl der Eizellen in den Eierstöcken verringert. Sie kann auch auftreten, wenn die Eierstöcke nicht genügend Hormone herstellen.
Einige der bekannten Ursachen primären Eierstockversagens beinhalten:
- Autoimmunerkrankungen
- Essstörungen
- Erbliche Vorbelastung und Chromosomenanomalien wie das Turner-Syndrom, Fragile-X-Syndrom oder Galaktosämie
- Eierstockinfektionen
- Störungen von Hormonen, welche die Eierstockfunktion steuern, wie dem follikelstimulierenden Hormon (FSH)
- Eingriffe an den Eierstöcken
- Schilddrüsenerkrankungen
- Giftstoffbelastung der Eierstöcke, beispielsweise durch Bestrahlungs- oder Chemotherapie
- Menstruationsstörungen
- Chemotherapie, da die Eizellfollikel auf die Auswirkungen der Bestrahlungstherapie ansprechen
Symptome primärer Ovarialinsuffizienz
Die Symptome vorzeitigen Eierstockversagens umfassen u.a. Fruchtbarkeitsprobleme, Menstruationsstörungen oder gängige Symptome der Wechseljahre wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Störungen der Libido. Diese Symptome sind zwar häufig, dennoch haben einige Frauen, die an vorzeitigem Eierstockversagen leiden, immer noch eine regelmäßige Menstruationen, und weisen keines der oben genannten Symptome auf, oder erleben Beschwerden, die kommen und gehen.
Der Gynäkologe kann primäres Eierstockversagen anhand verschiedener Untersuchungen feststellen, dazu gehören u.a. eine eingehende Unterleibsuntersuchung sowie eine Blutentnahme zur Überprüfung der FSH-Werte.
Zu den weiteren Untersuchungen und zum Ausschluss anderer Ursachen zählen u.a.:
- Schwangerschaftstest
- Blutuntersuchung. Überprüfung der Prolaktin- und Schilddrüsenhormonwerte (die ähnliche Symptome verursachen können)
- Nebennierenrinden-Antikörper zur Untersuchung auf Autoimmunerkrankungen
- Genetische Tests
- Knochendichtemessung zur Feststellung von Osteoporose
Wie wird primäre Ovarialinsuffizienz behandelt?
Es ist auch wichtig, anzumerken, dass es derzeit keine effektive Behandlung gibt, um primäre Ovarialinsuffizienz vollständig zu überwinden, und dass die Erkrankung die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis erheblich verringern kann. Je nach Schwere, kann vorzeitiges Eierstockversagen verschieden behandelt werden, um die Symptome zu lindern und die zugrundeliegende Faktoren zu beheben. Die Behandlung erfolgt meist durch einen Gynäkologen mit Spezialisierung auf Fortpflanzungsendokrinologie.
In vielen Fällen kann eine Behandlung der zugrundeliegenden Krankheiten auch das Eierstockversagen beheben. Häufig ist auch eine Hormonbehandlung mit Östrogen erforderlich. Diese kann helfen, Knochenschwund und anderen Symptomen wie Scheidentrockenheit zu begegnen, die auf einen Östrogenmangel zurückzuführen sind.
Progesteron ist ebenfalls eine gängige Behandlungsmethode bei Frauen, bei denen eine Totaloperation durchgeführt wurde, und die Östrogen einnehmen. Die Kombination aus Östrogen und Progesteron wird normalerweise empfohlen, bis der Zeitpunkt der Wechseljahre, d.h. ugf. das 50. Lebensjahr, erreicht ist.
Frauen mit vorzeitigem Eierstockversagen und vorhandenem Kinderwunsch kann der Gynäkologe Medikamente zur Anregung der Eizellbildung wie Clomiphen einsetzen, auch die Verwendung von Spendereizellen kommt in Frage, da die Schwangerschaftsraten bei betroffenen Frauen extrem niedrig sind.
Durch neue Forschungen haben sich weitere Optionen wie die Verwendung oogonialer Stammzellen (OSCs) ergeben, die von Natur aus in den Eierstöcken erwachsener Frauen in geringer Zahl vorhanden sind.
Was Fruchtbarkeit und Zeugung angeht, sei gesagt, dass rund fünf bis zehn Prozent aller Frauen mit vorzeitigem Eierstockversagen nach erfolgter Diagnose ohne medizinische Hilfe schwanger werden können. In manchen Fällen kommt es bei betroffenen Frauen zu einer „Spontanheilung“, d.h. dass die Eierstöcke von selbst wieder ihre Funktion aufnehmen. Funktionieren die Ovarien wieder, stellt sich die Fruchtbarkeit oft von selbst wieder ein.
Natürliche Behandlungsmethoden
Neben schulmedizinischer Therapie können alternative Behandlungsmethoden wie chinesische Kräutermedizin zur Behandlung von primärem Eierstockversagen in Betracht gezogen werden.
Östrogenartig wirkende Präparate wie Phytoöstrogene imitieren die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen, wodurch Zyklusstörungen normalisiert werden können. Eine andere, empfehlenswerte Methode ist u.a. Sport. Zu den bewährten Pflanzenstoffen zählen z.B. Mönchspfeffer und Traubensilberkerze.
Einige Studien legen nahe, dass Akupunktur und Kräutermedizin als hilfreiche Maßnahmen bei vorzeitigem Eierstockversagen eingesetzt werden können. Bei der Akupunktur etwa soll der Blutfluss zur Gebärmutterschleimhaut erhöht, und die Funktion der Eierstöcke sowie die follikuläre Funktion gesteigert werden. Andere Forschungen zeigen, dass Kräutermischungen wie Zuogui Wan oder Abwandlungen dieser Formel den Eisprung anregen, die FSH-Werte senken und den Menstruationszyklus bei manchen Betroffenen ins Lot bringen können.
Zumindest kann eine gesunde Lebensweise dabei helfen, die Symptome zu lindern und zugrundeliegende Krankheiten zu kurieren, die zu Eierstockversagen beitragen. Körperliche Betätigung, die Aufrechterhaltung eines gesundes Gewichts und eine ausgewogene Ernährung können helfen, das Risiko weiterer Probleme zu senken, die durch Eierstockversagen und andere zugrundeliegende Risikofaktoren verursacht werden.
Fazit
Grundsätzlich spricht man dann von primärem Eierstockversagen, wenn die Ovarien einer Frau vor dem 40. Lebensjahr nicht mehr richtig funktionieren.
Zwar sind Frauen von Natur aus mit zunehmendem Alter weniger fruchtbar, bei vorzeitigem Eierstockversagen treten Fruchtbarkeit- und Zyklusstörungen jedoch schon früher auf. Eine Diagnose kann emotional sehr belastend sein, zumal es derzeit keine bewährte Behandlungsmethode gibt, um die Eierstockfunktion wiederherzustellen, in vielen Fällen ist jedoch eine Linderung der Symptome möglich. Frauen unter 40 wird eine hormonelle Substitutionstherapie zur Kompensation des Östrogenmangels empfohlen. Besteht ein Kinderwunsch, kann mithilfe einer Hormontherapie das intakte Heranreifen der Eizellen angestrebt werden, um eine Empfängnis zu ermöglichen, die Chancen auf eine Schwangerschaft sind jedoch insgesamt gering.