Empfängnisprobleme können zahlreiche Ursachen haben, und Paare oft hilflos zurücklassen. Kann möglicherweise Umweltverschmutzung die Ursache dafür sein, dass der Kinderwunsch unerfüllt bleibt?
Diese Frage ist durchaus berechtigt. Schließlich kann die Luftqualität durch Verschmutzung mit giftigen, schädlichen Substanzen stark abnehmen. Es ist allgemein bekannt, dass fossile Brennstoffe, Smog und Quecksilber, um nur einige zu nennen, die Luft durchziehen, und zu einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Problemen führen. Wissenschaftler haben Studien durchgeführt, die zeigen, dass eine zu starke Belastung durch Luftverschmutzung auch die Fortpflanzung beeinträchtigen kann.
Umweltverschmutzung und ihre Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit
Frauen haben bekanntlich eine Eizellreserve. Allgemein beschreibt dies die Anzahl der Eizellen, die eine Frau im Laufe ihrer fruchtbaren Jahren in ihren Eierstöcken mit sich herumträgt. In einer in Italien zwischen 2007 und 2017 durchgeführten Studie wurden die Hormonwerte der Probandinnen untersucht. Dabei wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Fortpflanzungsfähigkeit und Umweltverschmutzung untersucht. Die Forscher stellten fest, dass in Luft und künstlichen Lebensmittelzusätzen enthaltene Stoffe direkt dazu beitragen, dass der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät.
Ebenfalls fanden sie heraus, dass vor allem das Anti-Müller-Hormon (AMH) auf dem Spiel steht. Hierbei handelt es sich um ein Hormon, das von Eierstockzellen ausgeschüttet, und für die Eizellreserve bedeutsam ist. Andere Faktoren wie Rauchen, Alter und Ernährung können die AMH-Werte zwar ebenfalls beeinträchtigen, doch sind weitere Studien erforderlich, um die Rolle von Umweltfaktoren weiter zu untersuchen.
Die italienische Studie untersuchte die Eizellreserve von 1.300 Frauen nach erfolgter Schadstoffbelastung. Die Forscher beleuchteten 1.436 AMH-Proben der Testpersonen und stellten fest, dass die AMH-Werte bei den über 25-jährigen altersbedingt verändert waren. Gleichzeitig fanden sie heraus, dass in der Umwelt vorhandene Schadstoffe ebenfalls zu diesen veränderten Werten beitrugen.
Die Forscher kamen letztendlich zu dem Schluss, dass die gesenkten AMH-Werte bei den Teilnehmerinnen schadstoffbedingt waren, vor allem die PM-10, PM-2,5- und NO2-Werte. Es zeigte sich, dass Frauen in Gegenden mit starker Luftverschmutzung eine deutlich geringere Eizellreserve aufwiesen.
Auswirkungen von Umweltverschmutzung auf die Spermaqualität
Wenn es um die männlichen Fruchtbarkeit geht, sind Spermaqualität und -dichte die wichtigsten Gesichtspunkte. Eine zu geringe Spermiendichte kann zu Zeugungsschwierigkeiten führen. Bei etwa 20 Prozent aller Paare, die Fruchtbarkeitsprobleme haben, liegt die Ursache tatsächlich beim Mann.
Der große Unterschied zwischen Männern und Frauen ist jener, dass Männer, im Gegensatz zu Frauen, ihr ganzes Leben lang Spermien produzieren. Frauen wiederum tragen alle Eizellen, die sie jemals haben werden, bereits bei der Geburt in sich, und irgendwann gehen diese aus. Männliche Spermien können wiederum leiden, wenn sie längere Zeit Schadstoffen ausgesetzt werden.
Männer, die in Gegenden mit besonders hohem Verkehrsaufkommen wohnen, weisen eher Missbildungen der Samenzellen auf, was sie letztlich unfruchtbar machen kann. Studien, die in Taiwan durchgeführt wurden, kamen zu dem Schluss, dass Luftverschmutzung die Spermienqualität des Mannes stark verschlechtert.
Leben in Gegenden mit erhöhter Ozonbelastung
Es ist allgemein bekannt, dass Bewohner in Gebieten mit starker Luftverschmutzung ein höheres Risiko für gesundheitlichen Probleme wie Lungenerkrankungen und Herzprobleme haben. Die Ozonwerte sind im Sommer durch eine Kombination von in der Luft vorhandenen Schadstoffen und Sonnenhitze besonders hoch. Laut Forschungen des medizinischen Instituts der Pennsylvania State University sollten Frauen solche Gegenden im Idealfall meiden, wenn sie einen Kinderwunsch hegen, da der Eisprung dadurch beeinträchtigt werden kann.
Wasserverschmutzung und Fruchtbarkeit
Eine weitere Studie wurde darüber durchgeführt, welche Wirkung Chemikalien im Wasser auf die Fruchtbarkeit haben. Die Universität Exeter und das Zentrum für Ökologie und Wasserkunde Großbritanniens untersuchten Chemikalien im Wasser, die die Testosteronbildung blockieren, und kamen dabei zu erschütternden Ergebnissen. Zu den gefundenen Chemikalien gehörten auch Anti-Androgene, die sprichwörtlich testosteronhemmend wirken, und die Forscher stellten sogar fest, dass einige Fische durch übermäßige Östrogenbelastung des Wassers das Geschlecht wechselten.
Eine weitere 2014 in China durchgeführte Studie enthüllte, dass Männer, die permanent chloriertem Wasser ausgesetzt sind, eine geringere Spermadichte haben. Die verbleibenden Samenzellen wiesen zudem eine geringere Qualität und Motilität auf.
Alles in allem zeigen diese Statistiken, dass sich Verschmutzung negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken kann. Menschen, die regelmäßig unter einer starken Schadstoffbelastung leiden, können profitieren, wenn sie die Hilfe eines Expertens im Bereich der Fruchtbarkeitsmedizin in Anspruch nehmen.