Zahlreiche Studien belegen, dass häufig vorkommende Pestizide hinter einer fehlgeschlagenen In-Vitro-Befruchtung (IVF) stecken.
Lebensmittel sollten vor dem Verzehr immer gründlich gewaschen werden. Ungewaschenes Obst und Gemüse kann dazu führen, dass versehentlich Ungeziefer, Schimmel oder Schmutz ins Essen gelangen. Das ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, dass die Aufnahme von Pestizid-Rückständen zum Scheitern einer In-vitro-Fertilisation führen kann.
Was versteht man unter In-Vitro-Befruchtung?
Bei der In-Vitro-Fertilisation (IVF) handelt es sich um einen Prozess, bei dem eine Eizelle außerhalb des menschlichen Körpers mit einem männlichen Spermium verschmolzen wird. Die natürliche Befruchtung findet eigentlich im Eileiter statt, nachdem die Samenzellen über die Scheide dorthin gelangt sind.
Was sind die Eileiter?
Bei den Eileitern handelt es sich um zylinderförmige Organe, die bei allen weiblichen Säugetieren vorhanden sind, und die Eierstöcke mit der Gebärmutter verbinden. In den Eierstöcken werden die Eizellen aufbewahrt. Die Gebärmutter ist jener Ort, an dem die Heranreifung des Babys erfolgt.
Wie wird eine In-Vitro-Befruchtung durchgeführt?
Fruchtbarkeitsprobleme sind weit verbreitet. Etwa jedes zehnte Paar ist davon betroffen. Es gibt einige Ursachen, weshalb eine IVF durchgeführt wird:
- Bei einigen Frauen sind die Eileiter geschädigt, verschlossen oder aus anderen Gründen funktionsuntüchtig. Fortpflanzungsmediziner können besser geeignete Eizellen aus den Eierstöcken entnehmen, als dies auf natürlichem Wege möglich wäre.
- Männer weisen oftmals geringe Spermienzahlen auf, d.h. bei der Ejakulation werden weniger Samenzellen freigesetzt, als bei durchschnittlichen, gesunden Männern. Liegt eine geringere Spermienzahl vor, ist auch die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Zeugung reduziert.
- Manche Männer haben Probleme mit der Spermienmotilität, d.h. mit der Art und Weise, wie sich die Samenzellen fortbewegen. Weniger motile Spermien sterben ab, bevor sie die Eizelle erreichen oder bewegen sich nach der Ejakulation nicht weiter fort.
- Bei einigen Paaren lassen sich keine medizinischen Ursachen für die Unfruchtbarkeit identifizieren. Paare, bei denen sich auch nach zwei Jahren ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft einstellt, greifen oft auf eine In-Vitro-Befruchtung zurück.
Aus welchen Schritten besteht die Behandlung?
Ein bis zwei Wochen vor der Eizellentnahme müssen Frauen bestimmte Medikamente einnehmen. Bei den häufigsten Medikamenten handelt es sich um luteinisierende und follikelstimulierende Hormone, die von Natur aus auch im weiblichen Körper vorhanden sind.
Bei der Eizellentnahme wird zunächst ein spezieller Ultraschallstab in die Scheide eingeführt, und in die Nähe der Eierstöcke gebracht. Sobald sich das Gerät nahe genug befindet, wird eine Nadel in jeden Eierstock ausgefahren. Die Eizellen werden umgehend mithilfe spezieller Röhrchen entnommen.
Am Tag der Eizellentnahme muss der Mann eine Spermaprobe abgeben. Die Samenzellen werden mit einer flüssigen Lösung vermischt, welche die Bewegungsfreudigkeit der Spermien deutlich reduziert. Unter einem Mikroskop werden die passenden Spermien ausgewählt, und mit den Eizellen zusammengeführt.
Nach rund einer Woche werden die entstandenen Embryonen in die Gebärmutter der Frau eingebracht. Ein paar Wochen nach dem Embryonentransfer wird durch eine Blutuntersuchung bestimmt, ob eine Schwangerschaft erfolgt ist.
Zusammenhang zwischen Pestizidrückständen und Fruchtbarkeitsproblemen
Pestizide stehen sowohl mit männlicher als auch mit weiblicher Unfruchtbarkeit in deutlichem Zusammenhang. Eine Studie der Universität Harvard zu Umwelt- und Fortpflanzungsmedizin fand eine Verbindung zwischen verminderten Spermienzahlen und -motilität bei Männern, die überdurchschnittlich vielen Pestiziden ausgesetzt waren.
Die Forscher sammelten dabei zwischen 2007 und 2012 338 Spermaproben von 155 Männern. Die Männer wurden nach Art und Häufigkeit ihres Obst-und Gemüsekonsums befragt.
Jene Männer, die bis zu eineinhalb Portionen Obst- und Gemüse gegessen hatten, die vom Landwirtschaftsministerium der USA als stark pestizidhaltig eingestuft wurden, wiesen eine um 49 Prozent verringerte Spermienanzahl sowie eine um 32 Prozent verminderte Spermiengesundheit auf.
Ähnliche Ergebnisse für Frauen in anderer Studie
Eine im Oktober 2017 durchgeführte Studie, die in der Zeitschrift JAMA Internal Medicine erschienen ist, kam zu dem Ergebnis, dass bei Frauen, die pro Tag mehr als zwei Portionen Obst und Gemüse zu sich nahmen, während sie sich einer In-Vitro-Befruchtung unterzogen, die Schwangerschaftschancen um etwa ein Viertel höher waren, im Vergleich zu jenen, die sich nicht so gesund ernährten.
Es gibt kein konkretes Pestizid, das für Fruchtbarkeitsprobleme verantwortlich gemacht werden kann. Generell lässt sich jedoch sagen, dass alle Pestizide gleichermaßen schlecht für Paare sind, die ein Kind zeugen möchten.