Unfruchtbarkeit ist ein äußerst sensibles Thema. Wenn Sie und Ihr Partner Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu zeugen, möchten Sie vielleicht mehr über diesey Thema erfahren, insbesondere über den Einfluss der Genetik. Es spielen jedoch noch andere Faktoren (z.B. Lebensstil und Umwelt) eine Rolle. Daher ist es wichtig zu verstehen, welchen Einfluss jeder dieser Faktoren auf die Fortpflanzungsfähigkeit hat. Durch können Sie entsprechende Maßnahmen treffen und gegebenenfalls andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, falls Fruchtbarkeitsprobleme nicht mit traditionellen Methoden behandelt werden können.
Symptome und Ursachen
Viele Menschen nehmen fälschlicherweise an, dass es einfach ist, schwanger zu werden. Bei einer vollkommen gesunden Frau kann es jedoch bis zu sechs Monaten dauern, bis sich eine Empfängnis eingestellt hat. Ungefähr 80 Prozent aller Frauen werden innerhalb dieses Zeitrahmens schwanger. Es kann jedoch auch bis zu einem Jahr dauern, bis Sie Nachwuchs erwarten. Daher raten viele Ärzte, diesen Zeitraum abzuwarten, bevor weitere Maßnahmen getroffen werden.
Es gibt jedoch bestimmte Symptome, die möglicherweise auf Fertilitätsprobleme hinweisen. Dazu zählt etwa ein fortgeschrittenes Alter (35 und älter) und Zeugungsversuche, die sechs Monate betragen, ohne zum Erfolg zu führen, eine unregelmäßige Menstruation, die sehr schmerzhaft sein kann und mehrfache Fehlgeburten. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen sind häufig hormonelle Störungen und organische Probleme für die Fortpflanzungsschwierigkeiten verantwortlich. Bei Frauen können Erkrankungen wie Endometriose, entzündliche Beckenerkrankung, Zysten, Myome, Polypen sowie verschlossene Eileiter oder gutartige Tumore die reproduktive Gesundheit beeinträchtigen. Auch der Einsatz von Chemo- oder Strahlentherapien bei der Krebsbehandlung wirkt sich negativ auf die Fertilität aus. Hormonstörungen wie das polyzystische Ovarsyndrom oder Schilddrüsenprobleme können den Zyklus beeinträchtigen und somit eine Schwangerschaft verhindern.
Bei Männern können Erkrankungen der Testikel wie z.B. Hodenhochstand, Varikozele (Krampfadern des Hodens) oder Hodenkrebs zu Unfruchtbarkeit führen. Zudem kann eine schlechte Spermienqualität (z.B. niedrige Spermienanzahl- und motilität) die Chancen auf eine Schwangerschaft verringern. Paare sollten einen Spezialisten aufsuchen, wenn sie von einem oder mehreren dieser Symptome betroffen sind.
Andere Ursachen als die Genetik
Die meisten Probleme, die mit Unfruchtbarkeit in Zusammenhang stehen, sind nicht auf die Genetik zurückzuführen. Selbst wenn engste Familienmitglieder wie Eltern oder Geschwister Fortpflanzungsschwierigkeiten haben, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass dies auch bei Ihnen der Fall sein muss. Eine schlechte Spermien- oder Eizellqualität etwa hängt oft nicht mit den Genen, sondern mit dem Alter, einem negativen Lebensstil oder bestimmten Umweltfaktoren zusammen. Dies gilt auch für verstopfte Eileiter. Während die Gene zwar eine niedrige Spermienzahl oder Spermien mit geringer Beweglichkeit beeinflussen können, ist der Lebensstil immer noch die wahrscheinlichste Ursache für dieses Problem.
Die Exposition gegenüber Schwermetallen, eine schlechte Ernährung, zu exzessive oder unzureichende Bewegung sowie Nikotinkonsum sind nur einige der Faktoren, die Ihre reproduktive Gesundheit beeinflussen können. Bestimmte Medikamente, Pestizide, die Verwendung von anabolen Steroiden und starke Hitzeeinwirkung, (z.B bei langen Saunabesuchen und heißen Bädern) können die männliche Spermienproduktion oder -funktionalität negativ beeinflussen.
Familiengeschichte
Genetische Ursachen von Fertilitätsproblemen fallen im Allgemeinen in eine von zwei Kategorien: vererbte genetische Anomalien und Einzelgen-Defekte, die von einem Elternteil weitergegeben werden. Embryonen mit Chromosomenanomalien nisten sich für gewöhnlich nicht in der Gebärmutter ein oder enden in einer Fehlgeburt. Zudem steigt das Rsikio für Trisomie 21 (eine Art von Chromosomenanomalie, die durch zusätzliches genetisches Material verursacht wird), wenn die Mutter ein fortgeschrittenes Alter erreicht.
Das sogenannte Turner-Syndrom, bei dem Betroffene nur ein Geschlechtschromosom besitzen, kann zu weiblicher Unfruchtbarkeit führen. Auch eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Wechseljahre bereits vor dem 35. Lebensjahr einsetzen, hat genetische und chromonosomale Ursachen. Genetische Defekte, die bei Männern Infertilität verursachen, sind etwa das Klinefelter Syndrom, bei dem Betroffene ein zusätzliches X-Chromosom aufweisen oder Azoospermie (das Fehlen von Samenzellen im Ejakulat). Paare, bei denen ein oder mehrere Partner einen chromosomalen Defekt aufweisen, können von einer genetischen Beratung oder einer In-vitro-Fertilisation profitieren.
Störungen eines einzelnen Gens sind das Ergebnis eines Zusammenbruchs der DNA-Sequenz eines spezifischen Gens, am häufigsten aufgrund eines Proteinmangels. Manchmal ist die Mutation gering, in einigen Fällen schwerwiegender, was zu Krankheiten wie zystischer Fibrose oder Tay-Sachs (Stoffwechselstörungen) führt, Erkrankungen, die unheilbar sind und oft mit dem Tod enden. Fortschritte in der genetischen Früherkennung, künstlichen Befruchtung sowie in der genetischen Beratung können dazu beitragen, dass schwerwiegende Gen-Defekte nicht an die Nachkommen weitergegeben werden.
Viele Menschen haben Probleme mit ihrer reproduktiven Gesundheit. In den meisten Fällen sind diese jedoch nicht auf die Genetik beschränkt. Tatsächlich kann ein gesunder Lebesstil einen erheblichen positiven Einfluss auf Ihre Schwangerschaftschancen haben. Daher ist es wichtig, nicht zu verzweifeln, wenn Fertilitätsprobleme auftreten. Heute gibt es viele Möglichkeiten, um doch noch den Traum vom eigenen Nachwuchs zu realisieren. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen oder einem Fruchtbarkeitsspezialisten.