Scratching der Gebärmutterschleimhaut ist ein Verfahren, das Frauen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, helfen soll, dass sich Embryonen besser in der Gebärmutter einnisten. Beim Scratching wird die Gebärmutterschleimhaut angeritzt, um eine Erhöhung der Aufnahmefähigkeit des Uterus für den Embryo zu erhöhen. Vor allem Patientinnen, bei denen auch nach mehrmaligen Versuchen keine Einnistung erfolgte (Transfer von 8-10 Embryonen, die keine Schwangerschaft herbeiführten), haben bessere Chancen, durch diese Methode Erfolge zu erzielen.
Wie wird das Verfahren durchgeführt?
Durch den Gebärmutterhals wird zwischen dem 19. und 27. Zyklustag mithilfe eines dünnen Einmal-Saugers eine geringe Schleimhautmenge gewonnen. Dazu führt man einen kleinen Katheter in die Gebärmutter ein, der das Gewebe herauschabt. Man geht davon aus, dass die Entnahme der Schleimhaut eine lokale Reaktion, ähnlich einer Entzündung, hervorruft. Dadurch kommt es zu einer vermehrten Einwanderung weißer Blutkörperchen und Abwehrzellen, die Wachstumsfaktoren und Zytokine ausschütten, die für eine bessere Einnistung sorgen sollen. Das Verfahren, das nur wenige Minuten dauert, ist praktisch schmerzfrei, und wird ohne Narkose durchgeführt. Zudem ist Scratching mit nur geringen Risiken verbunden. Im Falle einer Schwangerschaft liegt das Fehlgeburtenrisiko bei ca. 1 Prozent.
Wie erfolgreich ist Scratching der Gebärmutterschleimhaut?
Es existieren zahlreiche Studien, die belegen, dass das Anritzen der Gebärmutterschleimhaut die Einnistungschancen wesentlich verbessern kann. Eine Studie aus dem Jahr 2012 fand heraus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei diesem Verfahren bei Frauen, die wiederkehrende Einnistungsprobleme hatten, um 70 Prozent höher lag. Weitere Forschungen von 2015 zeigen, dass Scratching mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine verbesserte Geburtenrate bei Frauen mit sich brachte, die zuvor zwei oder mehrere fehlgeschlagene IVF-Behandlungen hatten. Eine Studie der Universität Ankara, an der 114 Frauen unter 40 teilnahmen, die mindestens zwei fehlgeschlagene IVF-Versuche hinter sich hatten, fand, dass ca. 38 Prozent dieser Frauen, die sich zusätzlich zur IVF auch einem Gebärmutterschleimhaut-Scratching unterzogen, erfolgreich schwanger wurden.
Im Vergleich dazu, konnten lediglich 20 Prozent derer, die lediglich mit einer IVF behandelt wurden, eine Schwangerschaft erzielen. Charles Kingsland vom Hewitt Fertility Center am Frauenspital in Liverpool erklärte, dass dieses Verfahren Mut mache, aber weitere Beweise für die Wirksamkeit der Methode nötig seien, um es allen Frauen zu empfehlen. Nick Raine-Fenning von der Nottingham Universität „Nurture fertility unit“ spricht hingegen von unterschiedlichen Studienergebnissen, jedoch würden die Erfolge überwiegen.Die Kosten für ein Gebärmutter-Scratching werden nicht von der Krankenkasse übernommen und liegen etwa zwischen 60 und 70 Euro.