Eine anormale Genexpression des Uterus hängt möglicherweise mit der Unfähigkeit der Gebärmutter zusammen, die Einnistung eines Embryos zu ermöglichen. Diese Forschungsergebnisse könnten dazu führen, dass sich zukünftig der Erfolg einer IVF vorhersagen lässt.
Neue Methoden
Während die Anzahl von Paaren, die mit Unfruchtbarkeit kämpfen, steigt, wird auch immer häufiger intensive Forschung zu künstlicher Befruchtung betrieben. 2015 haben Wissenschaftler einige Fortschritte gemacht – von der Möglichkeit, chromosomale Auffälligkeiten in Embryos schon vor der Einnistung zu erkennen, bis hin zur Nutzung von Stammzellen für die Produktion gesunderer Eizellen und die Verwendung von „Spermbots“ gegen eine langsame Spermienbeweglichkeit. Die größte Neuigkeit ist jedoch eine kürzlich in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlichte Studie.
Fruchtbarkeitsexperten in den Niederlanden und in Southampton haben ein spezifisches genetisches Muster in der Gebärmutter von Frauen entdeckt, bei denen zuvor erfolglos künstliche Befruchtungen durchgeführt worden waren. Diese Muster könnten den Erfolg oder Misserfolg zukünftiger Versuche bei diesem Verfahren vorhersagen. Der stellvertretende Leiter der Studie und Vorsitzender der Gynäkologie und Geburtshile an der Universität von Southampton, Professor Nick Macklon, erklärte, dass diese Entdeckung helfen könne, zu verstehen, warum bei einigen Frauen eine künstliche Befruchtung auch nach mehrmaligen Versuchen erfolglos blieb. Macklon bestätigte zudem, dass vor dieser Studie noch unklar war, ob die Gebärmutterschleimhaut eine Ursache dafür sein könnte, dass einige künstliche Befruchtungen trotz mehrfacher Wiederholung und hochwertiger Embryos nicht erfolgreich waren.
Bedeutender Fortschritt in der Fruchtbarkeitsforschung
Die Teilnehmerinnen dieser Studie wurden zwischen 2006 und 2007 vom medizinischen Zentrum der Universität Utrecht und zwischen 2011 und 2013 sowohl in Utrecht als auch vom akademischen medizinischen Zentrum Amsterdam angeworben.
Wiederholte Einnistungsfehlschläge sind dann der Fall, wenn Frauen auch nach drei oder mehr Übertragungen von hochwertigen Embryos oder mehrfachen Transfers von zehn oder mehr Embryos nicht schwanger werden. Für Forschungszwecke unterzogen sich 43 Frauen, die dieses Kriterium erfüllten und 72 Frauen, die nach einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion oder einer In-vitro-Befruchtung ein Kind bekommen hatten, einer Biopsie der Gebärmutterschleimhaut.
Experten in Utrecht und Southampton analysierten diese Gewebeproben und entdeckten, dass 80% der Teilnehmerinnen mit wiederholter erfolgloser Einnistung über ein ungewöhnliches Genprofil in der Gebärmutterschleimhaut verfügten. Dieses Ergebnis war jedoch nicht bei Frauen zu finden, bei denen sich eine Schwangerschaft eingestellt hatte, und die ein Kind zur Welt gebracht hatten.
Laut den Studienergebnissen ist die Präsenz eines spezifischen „Gen-Fingerabdrucks“ immer mit einer erfolglosen künstlichen Befruchtung verbunden. Die Interpretation dieser Ergebnisse zeigte Experten, dass ein Großteil der Frauen, die sich wiederholt erfolglos einer künstlichen Befruchtung unterzogen, tatsächlich steril sind, da die Gebärmutter keine Einnistung eines Embryos zulässt.
Was diese Studie für die Zukunft von Fertilitätsbehandlungen bedeutet
Schon ein einziger Zyklus einer IVF ist äußerst kostspielig. Abgesehen von diesem Aspekt, sind Frauen, bei denen eine künstliche Befruchtung erfolglos war, einem größeren Risiko ausgesetzt, in den folgenden Monaten Ängste und Depressionen zu entwickeln, da viele mehrere Zyklen einer IVF durchlaufen müssen. Aus diesem Grund sind Paare erheblichen emotionalen und womöglich auch finanziellen Belastungen ausgesetzt. Anderen könnte dieses Leid in Zukunft erspart bleiben, wenn diese Studie zur Entwicklung eines Tests führt, dem sich Frauen vor der Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen können.
Laut den Experten haben Frauen mit diesem bestimmten „Gen-Fingerabdruck“ nur eine sehr geringe Chance auf eine erfolgreiche Schwangerschaft. Die Möglichkeit, den Erfolg einer Therapie vorherzusagen, kann Ärzten mehr Klarheit verschaffen, wenn sie Patienten im Hinblick auf unterschiedliche Behandlungsoptionen beraten. Aufgrund eingehender Informationen können diese dann eine bessere Entscheidung treffen, bevor sie bestimmten Therapien unterziehen.